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Spiekeroog

Fotos, Texte, Gedanken
August 2007 / September 2008

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Der Autor am Nordstrand

Moin!

An die Urlaube auf Spiekeroog während meiner Kindheit kann ich mich kaum noch erinnern. Doch irgendwie blieben die Insel und die Nordsee im Hinterkopf. Und nun habe ich Spiekeroog für mich wieder neu entdeckt.

Eigentlich sind die Ostfriesischen Inseln mehr oder minder bewachsene Sandhaufen, die kaum aus dem Wasser herausragen. Der Wind hat sie im Laufe der Zeit angeweht, das Meer hat sie aufgespült. Einige sind auch wieder verschwunden – vor Jahrhunderten –, einige verschmolzen miteinander. Man spürt, wie die Natur lebt und arbeitet. Schaut man näher hin, entdeckt man überraschende Vielfalt.

Das Land, das Wasser und die Luft prallen aufeinander. Es ist eine Art »Wasserland«, geprägt von Ebbe, Flut und Wind. Die Dünen, die Nordsee und die Wolken sind nie gleich. Sie verändern sich. Nichts wiederholt sich. Das Licht wechselt ständig. Der Blick ist frei in alle Richtungen. Die Inseln sind rauh und sanft zugleich. Sie sind schön.

Für mich gilt dies insbesondere für Spiekeroog.

Thorsten Reinicke


Spiekeroog

Spiekeroog Luftaufnahme
Bildquelle Luftaufnahme: Wikimedia Commons

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Diese Seiten sind ein wenig wie Spiekeroog. Sie müssen selbst etwas tun, um es zu entdecken :-). Wenn mir etwas dazu einfiel, dann habe ich zu einzelnen Abschnitten oder Fotos etwas geschrieben.

Die Seiten sind noch nicht vollständig, aber schon präsentabel. Ich habe das in den Abschnitten vermerkt und werde sie je nach Zeit ergänzen.


Der Zeltplatz

Spiekeroog Zeltplatz Foto: 20080912_0002

Er liegt im Westen der Insel und vielleicht zwei bis drei km vom Dorf entfernt. Es gibt hier – wie auf der gesamten Insel – keine Autos, und daher auch keine Wohnmobile oder Wohnwagen. Es gibt lediglich ein Waschhaus, einen urtümlichen Kiosk, und einen abseits gelegenen »Rettungsschuppen von 1909«, in welchem die Zeltplatz-Anmeldung untergebracht ist. Ansonsten sind die Zelter unter sich.

Ich zelte dort irgendwo zwischen den Dünen, und lasse mir vom unaufhörlichen Wind den Sand um die Nase wehen. Es ist der ideale Platz, wenn ich in Ruhe dem Dünengras beim Wachsen zuschauen will :-). Ich rieche die Salzluft, höre das Wellenrauschen vom nahegelegenen Strand, und sehe das Lichtspiel zwischen Sonne, Meer und Wolken. Gegen Abend wird es kühl und ich freue mich auf meinen Schlafsack. Durch die geöffnete Zelttür sehe ich den Sternenhimmel. Gelegentlich beginnt der Wind zu stürmen. Aber Regenschauer sind meist nur kurz, und am Morgen kann ich schöne Sonnenaufgänge erleben.

Die Nordsee vereinnahmt mich hier total.


Das Dorf

Spiekeroog Dorf Foto: IMG_0429

Spiekeroog hat rund 800 Einwohner. Die Insel ist klein. Zudem stehen rund zwei Drittel ihrer Fläche unter Naturschutz. Es können also nicht übermäßig viele Touristen aufgenommen werden. Entsprechend beschaulich geht es im Dorf zu, auch wenn es durchaus mal quirlig sein kann. Es liegt etwas nach Westen verschoben annähernd im Zentrum der Insel. Ich mag es. Das Dorf konnte seinen ursprünglichen Charme bewahren.

Nach meiner Meinung hängt dies mit einer gewissen »Spiekerooger Art« zusammen. Ich hoffe, daß es den Insulanern auch künftig gelingt, nicht zu sehr den äußeren Einflüssen zu erliegen. Tourismus muß nicht immer »glatt« sein. Denn gerade die Eigenarten der Insel machen Spiekeroog so liebenswert. Mancher Urlauber weiß gar nicht, welchen »Bedarf« er überhaupt hat, bis er ihn dort überrascht für sich entdeckt! »Aktuelle Trends« gibt es überall. Aber »Spiekeroog« gibt es nur auf Spiekeroog.

Liebe Insulaner! Bitte pflegt das, was Euch von Anderen unterscheidet!


Der Hafen

Spiekeroog Hafen Foto: 20080917_0017

Er liegt südlich des Dorfes zum Wattenmeer hin. Die inseleigenen Fähren sind die Verbindung zum Festland, nach Neuharlingersiel. Urlauber und Tagestouristen, Lebensmittel, Getränke und sonstige Güter, alles wird mit diesen Fähren transportiert. Dem Hafen angegliedert ist ein kleiner Yachthafen für Sport- und Segelboote. Hier legen die Schiffer an, die mit ihrem eigenen Boot von Insel zu Insel schippern. Zwischen dem Hafen und dem Dorf liegen die Richelwiesen. Auf ihren Deichen weiden Schafe.

Die Fahrpläne der Schiffe sind tideabhängig und daher unregelmäßig. Schon beim Studieren der An- und Abfahrtzeiten bekommt man ein Gefühl für Ebbe und Flut. Es wurde erwogen, durch gewisse Maßnahmen die Fahrzeiten der Fähren regelmäßiger zu gestalten und den üblichen Gewohnheiten anzugleichen. Aber auch hier: Liebe Spiekerooger, bitte laßt es so. Die Unterbrechung des gewohnten Zeitflußes schon bei den Fähren stimmt auf Spiekeroog ein.


Die Süderdünen

Spiekeroog Süderdünen Foto: 20080916_0044

Sie befinden sich auf einem südlichen Zipfel im Westen der Insel. Der ehemalige Fähranleger und Reste der alten Inselbahn befinden sich dort. Am Horizont ist das Festland zu sehen, und dazwischen fahren wenige kleine Fischer- und Segelboote vorbei. Die Sonne scheint vom Land herüber und spiegelt sich im Watt und Wasser. Der Strand ist voller Muscheln und am Rande der Dünen wachsen zarte gelbe und violette Blüten. Das Grün des Dünengrases scheint hier etwas heller und leuchtender zu sein. Es ist ein eigenartiger und doch sehr lieblicher Ort.


Der Badestrand

Spiekeroog Badestrand Foto: 20080915_0053

Er ist kultiviert und gepflegt, und liegt rund fünfzehn Gehminuten nördlich des Dorfes. Oben in den Dünen gibt es eine Strandhalle mit Kaffee und Kuchen. Ein breiter Bohlenweg führt zum Strand herunter. Dort stehen weiße numerierte Strandkörbe, die vor dem Wind schützen, sowie kleine rollbare Umkleidehäuschen und Einrichtungen der Rettungsschwimmer. Auch hier ist der Strand groß, wie überall auf der Insel. Die Körbe stehen weit genug auseinander, sodaß jeder seine Ruhe haben kann.


Die Ostplate

Spiekeroog Ostplate Foto: 20080918_0029

Sie ist das, was ihr Name schon sagt. Sie liegt im Osten und sie ist platt. Ihre weite Fläche ragt nur wenig über dem Meeresspiegel und aus dem Watt heraus. Aber es findet sich auf ihr eine überraschend hohe Vielfalt an Pflanzen und Strukturen. Sie ist Naturschutzgebiet und dient vielen Vogelarten als Brutstätte. Man sieht sie in Schwärmen vorbeifliegen. Der menschliche Einfluß ist gering, und ich habe mich dort ausgesprochen wohl gefühlt.


Der Nordstrand

Spiekeroog Nordstrand Foto: 20080918_0054

Er liegt östlich des Badestrandes und nördlich der Ostplate. Er ist groß, weit, rauh und schön. Man spürt, wie der Wind den Sand und die Dünen gestaltet. Es gibt keine Häuser und keine Wege. Der menschliche Einfluß beschränkt sich fast nur auf Fußspuren im Sand. Lediglich draußen auf dem Meer sieht man die Schiffe vorbeiziehen.


Meine Entdeckung

Früher war ich öfter in Südeuropa. Nun wollte ich an die Nordsee. Aber wohin? Meine Vorstellungen waren eher diffus.

Es sollte typisch Nordsee sein. Aber was ist »typisch Nordsee«? Ich wollte das Meer, die Dünen, Wind und Salzluft. Waren wir in meiner Kindheit nicht auf Spiekeroog?

Ich fuhr erstmal nach Amrum. Amrum ist eine schöne Insel mit wunderschönen Dünen. Doch irgendetwas fehlte mir dort, ohne daß ich es erklären konnte.

Also fuhr ich 2007 nach Spiekeroog.

Ende August kam ich mit der Fähre an und hatte den Rucksack auf dem Rücken. Wo ist der Zeltplatz? Es war noch ein gutes Stück zu gehen. Eigentlich war ich müde. Die Nacht zuvor hatte ich nur wenig geschlafen und nun den halben Tag im Zug gesessen. Gibt es nicht irgendeine Abkürzung? Vielleicht da so links querfeldein? Nein, da sind offenbar einige Wasserläufe. Da kommt man nicht durch. Also machte ich mich entlang des Deiches auf den Weg.

Es war später Nachmittag und die Sonne schien. Das Wetter war prächtig. Doch eigentlich ist da nichts. Links des Wegs eine platte Landschaft, rechts die leichten Wellen der bewachsenen Dünen. Grüne Büsche stehen am Wegesrand, mit kleinen runden rötlichen Früchten. Die leuchteten in der Sonne. Mit Menschen, die am Wegesrand auf einer Bank saßen, kam ich sofort ins Gespräch. Die ganze Atmosphäre hatte etwas Rauhes und zugleich Liebliches. Und plötzlich stellte sich ein grandioses Gefühl ein. *Das* ist »meine« Nordsee!

2008 bin ich wieder nach Spiekeroog gefahren. Nach meiner Ankunft hatte ich dasselbe Gefühl, wie schon ein Jahr zuvor. Ich war dann in den Süderdünen, am Nordstrand und auf der Ostplate. Und immer hatte ich dieses besondere Gefühl. Es gibt nicht viele Orte, die das in mir bewirken. Es ist ein Zustand, der so wie er ist, gut ist.

Wenn mir auf der Insel Menschen begegnen, dann haben die so ein leichtes Lächeln im Gesicht. Nicht, daß sie wirklich lächeln würden, aber sie sind total entspannt. Mir begegnen auch Menschen, die laut lachen, einfach so. Und dann gibt es Menschen, die haben ihre Hände tief in den Taschen vergraben. Sie gehen selbstversunken vor sich hin.

Im Internet fand ich diesen schönen Satz: »Gib deiner Seele Zeit«. Sehr treffend, wie ich finde. Auf Spiekeroog kann ich durchatmen. Ich habe dort, was ich will:

Die Dünen, das Meer, den Wind.


Quo vadis?

Aus Sicht eines Stadtmenschen ist auf Spiekeroog nur wenig los - eigentlich. Aber viele Dinge, die im Großstadtrauschen untergehen, haben und erhalten auf Spiekeroog eine Bedeutung. Auch die kleinen Ereignisse nimmt man dort besonders wahr. Und so kann es geschehen, daß man die kleine Insel plötzlich als viel interessanter erlebt, als die Stadt.

Auf Spiekeroog finde ich zu mir selbst. Und dieses Gefühl nehme ich mit.

Was ist es, was dies bewirkt? Es geht um etwas, was kaum willentlich und nicht mit Hilfe von Geld herstellbar ist. Es kann aber durchaus zerstört werden, wenn man damit nicht behutsam umgeht. Anzeichen dafür sind leider erkennbar, ausgelöst durch insel-interne Entwicklungen, durch einen Investoren vom Festland und durch sog. »Tourismus-Experten«, die vermeindlich »aktuelle Trends« höher bewerten, als die gegebenen und vielseits geschätzten Vorzüge der Insel.

Die Frage, was Spiekeroog an aktuellen Trends brauche, ist falsch gestellt. Es muß umgekehrt gefragt werden, was Spiekeroog seinerseits bietet. Die Beliebtheit bei seinen Gästen hat seinen Grund.

Spiekeroog bietet hohe Güter. Seine Qualitäten sind »Zeit-Los«. Und das im doppeltem Sinne. Ein Umstand, der von Experten und Investoren offenbar nicht erkannt wird. Wer »Zeit für die Seele« möchte, möchte nicht durch Trends abgelenkt werden. Jedenfalls geht es mir so. Was als »zeitgemäß« angesehen wird, sollte sich in Spiekeroogs Zeitlosigkeit einfügen.

In unserer hektisch und teils orientierungslos gewordenen Welt halte ich Spiekeroog in Bereichen für einen »Trendsetter«. Das meine ich ganz im Ernst. »Trends« sollten eher die umgekehrte Richtung nehmen. Statt Spiekeroog zu syltisieren, wäre es angebrachter, Sylt zu spiekeroogisieren! Dort fänden Investoren und Experten ein breites Betätigungsfeld!


Die Poesie

Das Wort Poesie stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Erschaffung«.

Es bezeichnet »das Feld der poetischen, mit Kunstfertigkeit ... verfassten Werke«. Es bezog sich zunächst auf Wortschöpfungen (nach Wikipedia).

In der weiteren Bedeutung meint es »... die Ästhetik eines Momentes und die von ihr ausgehende Wirkung auf den Wahrnehmenden. Man kann sich von der Poesie ... einer Situation, eines Augenblicks, einer stillen Handlung erfasst zeigen. Das Wort bedeutet hier zumeist so viel wie die Beteuerung, man könne das, was einen da besonders berührt, schwerlich in Worte fassen, so zart, fein, still, kaum wahrnehmbar und darum kaum aussagbar sei es« (Wikipedia).

In der Renaissance galt Poesie als Bindeglied für Dinge wie die Unendlichkeit, das Transzendente oder das Unbewußte und Unsichtbare.

Poesie kann etwas in mir erschaffen und mich innerlich erfüllen. Wenn ich mit Poesie in Berührung komme, kann ich selbst etwas erschaffen.

Ist Sylt »poetisch«?: Nein.

Ist Spiekeroog »poetisch«?: Ja.

Man sollte sich natürlich hüten, einen Ort zu sehr mit Vorstellungen zu überfrachten. Mancher Insulaner mag sich fragen, was ich hier überhaupt schreibe :-). Für ihn ist Spiekeroog ja selbstverständlicher Alltag. Und wenn ein Sturm tobt, wird man das kaum als »poetisch« bezeichnen wollen. Denn der kann für die Insel ganz real gefährlich werden.

Umgekehrt kann es allerdings nicht schaden, die Vorzüge eines Ortes zu erkennen. Der Blick von Außen kann hier vielleicht hilfreich sein. Für meinen Teil habe ich Spiekeroog tatsächlich so erlebt, wie ich es auf diesen Seiten beschreibe.

»Die kleine Insel ist ein Traum ..., aus dem man selbst im Inseldorf nicht erwacht«, so steht es in einem Faltblatt zum »Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer«. Ja, da ist was dran. Es geht darum, diesen Traum zu behüten – nicht als »Trend« oder »leidenschaftlichen« Kitsch, sondern inselgerecht und mit Gefühl und Vernunft. Es geht um Balance, Maß und Proportion. Es geht – auch – um Poesie.



Spiekeroog Nordstrand Foto: 20080918_0054

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